[ kleine momente ganz groß ]
Oh ja, im Südwesten gibt es wirklich viele, unzählig viele tolle und vollkommen faszinierende Orte. Weite Horizonte, enge Schluchten, dichte Wälder oder karge Wüsten - für geniale Hikes, Sonnenauf- oder Sonnenuntergänge.
Es ist mittlerweile über zwei Jahre her, dass die rote Erde unter den Sohlen meiner Stiefel knirschte. Und ja, ich vermisse all diese monumentalen Orte und Erlebnisse. Aber ich bin auch ein großer Freund der kleinen, fast schon nebensächlich erscheinenden Momente, die mir dennoch wie Welt bedeuten.
Und besonders nach der Nerven zehrenden Corona-Zeit merke ich, wie ich mir diese Sehnsuchtsmomente herbei wünsche...
1. aussteigen und genießen
Das klacken des Blinkers kündigt an, dass ich eine freie Parklücke gefunden habe. Und so kommt das doch recht unübersichtlich große Auto zum stehen. Wie bei amerikanischen Autos üblich, ertönt ein regelrechtes durcheinander an Signaltönen, als ich den Schalthebel mit einem metallischen knacken in die "P" Position drücke. Schnell noch abgeschnallt und die Tür geöffnet und zack - da ist es. Mein fettes Grinsen, von Ohr zu Ohr.
Es ist eigentlich egal, wo ich geparkt habe: In Las Vegas auf dem Hotelparkplatz, vor dem In-n-Out, zwischen den Kakteen in Tucson oder am Trailhead in Sedona. Knallt die amerikanische Sonne auf die Erde, dann trägt das Aussteigen massiv zu meinem Wohlbefinden bei. Der teerige Geruch des heißen Asphalts oder das staubige kitzeln des Sandes in der Nase, angereichert mit der harzig-trockenen Note der Wacholderbüsche - genau SO muss es duften.
2. der Boxenstopp
Von A nach B - was eigentlich so banal klingt wird für mich auch in den USA zu einem Glück stiftenden Erlebnis. Denn auch bei so einer Fahrt versteckt sich einer dieser kleinen Momente:
Egal, ob auf einer Straße oder auf einer Dirtraod, früher oder später ist es Zeit für einen kleinen Boxenstopp! Also fix anhalten, aussteigen und aus der Kühlbox auf der Rückbank eine eiskalte Cola gezaubert. An die Motorhaube gelehnt läutet das Zischen der Dose die Fahr-Pause ein. Langsam aber sicher verstummt die aufgeregt prickelnde kohlensäure immer weiter und es ist einfach gar nichts mehr zu hören, außer ein paar zirpenden Zikaden. Es ist still und leer. Nichts und niemand ist hier außer der Straße, die irgendwie ins Unendliche führt ... und mir. Na, und der wundervollen Natur um mich herum. Wonach ist mir heute?! In die Berge, ans Wasser, in die Mall oder in die Wüste. Wandern oder entspannen. Trubel oder
Einsamkeit. Schlemmen oder behelfsmäßiges Trailessen. Oder vielleicht bleibe ich auch einfach hier, angelehnt ans Auto mit meiner Cola in der Hand und freue mich über die Freiheit. Meine Freiheit. My two lanes of freedom.
3. vorräte auffüllen
Ich bin nun wirklich kein Shopping-Fanatiker und um diese Art Einkaufen soll es mir auch gar nicht gehen. Es ist wirklich erstaunlich, wie eine so nebensächliche Alltagsbeschäftigung so einen großen Stellenwert bekommen kann. Wenn ich aber das Steuer des Jeeps gegen das eines eher schwer kontrollierbaren Einkaufswagens tausche und durch die Gänge im Target oder WholeFoods navigiere bin ich absolut in meinem Wohlfühl-Bereich.
Sobald die sich nach unseren hiesigen Qualitätsmaßstäben eher sub-optimal öffnenden Automatiktüren den Weg ins Innere des Markes freigeben, erfüllt ein kitschig künstlicher Zimtgeruch die Luft. Die Gänge sind breit, die Auswahl groß... Ich kann Bio, vegan, halal, koscher oder einfach alles kaufen - je nach Markt sogar Speicherkarten neben Sandwiches, Küchenrollen oder Schlauchbooten. Und haben wir schon über Kühlboxen gesprochen? Kaum eine Handlung symbolisiert für mich so sehr den Anfang eines genialen Roadtrips wie die (zugegebenermaßen schwierige) Auswahl eines geeigneten Kühlgefäßes.
4. langsam und wild
Das Camelbak ist gefüllt, der Rucksack sitzt und das initiale Piepen des GPS gibt den Startschuss! Es geht los etwas entdecken. Dabei ist es fast egal, was. Klar gibt es Highlights. Once-in-a-lifetime Spots, die vielleicht Jahre Vorbereitung und Planung brauchen. Aber es gibt auch wirklich zahlreiche kleine Abenteuer. Zum Beispiel einfach am Nachmittag noch ein paar Kilometer zu einem Aussichtspunkt oder einen anderen netten Örtchen. Das Gefühl zählt. Mit geöffneten Augen durch die Natur zu gehen, den Moment zu genießen. Schritt um Schritt. Ich rase im Alltag durch so viele Momente, dass ich diese Entschleunigung wirklich liebe. Einfach ein paar Hundert Meter weiter wieder anhalten - sehen, hören und fühlen. So viele tolle Motive aber auch einfach nur Momente sind genau so entstanden. Nach nur wenigen Momenten des Innehaltens wirkt die Umgebung gleich ganz anders und es ist, als würde die Welt, wenn auch nur für einen kurzen Moment, aufhören sich rasend schnell zu drehen.
5. bitte lächeln
Natürlich darf das Fotografieren und Filmen in der Liste nicht fehlen, auch wenn es etwas mit dem vorherigen Punkt gemeinsam hat. Das Motto ist auch hier: "Gut Ding will Weile haben".
Manchmal warte ich auf einen Sonnenaufgang, manchmal auf einen Sonnenuntergang. Mal muss diese eine Wolke eben vorbei ziehen, mal braucht einfach der Zeitraffer noch ein klein wenig länger. Was für mich als grundlegend ungeduldiger Mensch sonst eine regelrechte Tortur ist, bereitet mit hier Freude und Entspannung. Vielleicht nutze ich die Zeit, um etwas an den Einstellungen der Kamera herumzuspielen oder gar um einen kleinen Snack in bester Umgebung zu verdrücken. Fakt ist: es macht mich glücklich und ist ein klarer Sehnsuchtsmoment.
und bei dir?
Kennt ihr das auch? Momente, an denen man sonst einfach achtlos vorbeigeht? Ganz unbedarft, weil der Blick vielleicht auf etwas ganz großes fixiert ist. Bildlich gesprochen auf das Highlight, das am Ende der Wanderung wartet... Doch wie schön der Trail bis dahin war geht etwas unter. Dann schreibt mit gerne in die Kommentare. Ich bin ganz gespannt...
Erlebt habe ich das tatsächlich an den Cascade Falls. Ich habe einen gigantisch schönen Wasserfall im Dixie National Forest erwartet und mich wie ein großer beeilt, um dort hin zu kommen. Am Ende war es ein eher mittelprächtiger natürlicher Springbrunnen... Aber die Wanderung und auch die Anfahrt waren einfach der Hammer und ein Lektion für mich einfach etwas achtsamer und mit offenen Augen durch die Natur zu gehen. Den Rückweg habe ich denn um so mehr genossen. Falls ihr auch mal zu den Cascade Falls wollt und mein Buch nicht gerade zur Hand habt, dann könnt ihr hier das nötigste erfahren. Gemeinsam mit Visit Utah habe ich einige spannende Orte herausgesucht und kurz beschrieben - die Cascade Falls sind einer davon.
Bist Du gerne abseits der ausgetretenen Pfade unterwegs?
... dann ist das Buch sicherlich etwas für Dich! Viel Herzblut und viele tolle Ideen sind in dieses Buch eingeflossen. Die 50 Tipps sind 50 einzigartige Orte, die mir in über 10 Jahren USA-Reisen besonders ans Herz gewachsen sind. Sie sind für mich die idealen Orte für einen ausgewogenen und abwechslungsreichen Roadtrip. Je nach Lust und Laune mal in der Stadt, mal in der Einöde; mal leicht zu erreichen, mal etwas schwieriger. Aber eben alle ganz besonders und immer zumindest einen Hauch abseits der Massen.
Du bekommst es entweder direkt beim Verlag, im Buchladen deines Vertrauens oder bei Amazon...
Und ansonsten schreibst Du mir, dann bekommen wir sicherlich etwas hin....