Anza Borrego Desert State Park
Zwei Stunden liegt Kaliforniens größter State Park von San Diego entfernt. Nur zwei Stunden, und doch in einer ganz anderen Welt. Nichts erinnert mehr an die hippe Küstenmetropole. Hier regiert die Wüste: wild und ursprünglich - mal lebensfeindlich karg, mal bunt und blumig. An kaum einem anderen Ort lässt sich die Colorado-Wüste so beeindruckend nah und unverfälscht erleben wie hier in Südkalifornien, im Anza-Borrego Desert State Park. Hier wartet nicht nur der Grand Canyon Kaliforniens darauf, entdeckt zu werden…
ein gigant abseits der bekannten wege
Der flächenmäßig größte State Park Kaliforniens umfasst circa 2.400 Quadratkilometer. Damit ist der Anza Borrego in etwa so groß wie das Saarland (oder mehr als doppelt so groß wie Berlin). Das Hauptquartier des Parks befindet sich in dem 3.500-Seelen-Städtchen Borrego Springs. Auf die Region um diesen Ort beschränken sich auch die meisten Besucher, von denen übrigens rund 85% aus Kalifornien kommen.
Der Park liegt mitsamt seinen 12 Wilderness Areas sehr abgelegen und verfügt über fast keine Infrastruktur. Dafür können Besucher auf über 800 km Dirtroads und 180 km Wanderwegen die Vielfalt der Wüste hautnah und authentisch erleben. Auch wenn es auf den ersten Blick vielleicht nicht so aussehen mag, aber Vielfalt gibt es hier tatsächlich. Karge Badlands, dramatische Berge und bewachsene Tiefebenen (sogenannte Bajadas) wechseln sich ab und geben über 600 Pflanzenarten ein Zuhause. Oasen und heiße Quellen sind die verborgenen “Stars” der Wüste. Für knapp zwei Monate im Jahr feiert die Natur hier ein spektakuläres Festival der Farben. Von Anfang März bis Mitte April stehen die Wildblumen und zahlreichen Kakteenarten in voller Blüte und überziehen die Wüste in dieser Zeit mit einem bunten Teppich.
So beeindruckend dieses Schauspiel aber auch ist: die meiste Zeit des Jahres sind die größten Bereiche des “Desert State Park” vor allem eins - Wüste. Badlands, eingefasst von verschiedenen Bergketten, bestimmen das Erscheinungsbild des Parks. Aber nicht erst seit dem Death Valley oder dem Valley of Fire ist klar: Wüste bedeutet sicherlich nicht langweilig.
font’s point - kaliforniens antwort auf den grand canyon
Im Zentrum des Parks liegt Font’s Point. Ein Aussichtspunkt, von dem sich ein sagenhaft spektakulärer Blick auf die beeindruckenden Borrego-Badlands werfen lässt. Allerdings auch ein Aussichtspunkt, dem ein gewisser Ruf vorauseilt, was die Straßenbeschaffenheit angeht: 4x4 high clearance only, Tiefsand…
Gut sechs Kilometer liegen zwischen der geteerten Durchgangsstraße (S22 - Borrego Salton Sea Way) und Font’s Point. Sechs Kilometer, die sich (notfalls) auch zu Fuss bewältigen lassen.
Das Panorama am Ende ist atemberaubend. Ein 270°-Rundumblick. So ist es fast egal, ob du zum Sonnenauf- oder -untergang hier bist. Der Anblick ließ mir den Atem stocken. Ganz ursprünglich, ganz unerschlossen. Nur ein kleiner sandiger Parkplatz, die Abbruchkante und die dramatisch erodierten Badlands. Von oben aus der Ferne erinnern sie etwas an den Cathedral Gorge State Park in Nevada. Anders als Sandstein sind die Badlands hier sehr nässeempfindlich. Mit Flash Floods und starken Winden formt die Natur kontinuierlich neue Strukturen und Reliefs. Durch die ständige Veränderung der Landschaft werden hier immer wieder bis zu 6 Millionen Jahre alte Fossilien gefunden.
font's point - die anfahrt
Der Weg hierher war trotz aller anders lautender Behauptungen im Internet kein großes Problem. Kannst du auf Sand fahren? Hast du ein vernünftiges Auto? Ist das Wetter trocken? Dann wird alles gut werden.
20 km östlich von Borrego Springs verlässt du die S-22 und biegst bei (33.303567296002996, -116.23952658525475) einfach gen Süden in das trockene Flussbett ein. Die folgenden 6 km waren für meinen Wangler ein reines Kinderspiel. Allerdings habe ich unterwegs einige “gestrandete” Autofahrer aufgelesen und auch einen anderen Wagen aus dem Sand befreit.
the slot im anza borrego desert state park
Slot Canyons sind für mich gedanklich eigentlich fest mit Utah verbunden. Um so neugieriger war ich, als ich auf der Karte des Anza Borrego eine Wanderung entdeckt habe, die den vielversprechenden Namen “The Slot” trägt.
Von der CA-78 zwischen Borrego Springs und Ocotillo Wells verlässt du die geteerte Straße und biegst gen Norden in den Borrego Mountain Wash ab (bei GPS: 33.15890629616971, -116.2188498547674). Nach 3 Kilometern durch den staubigen Wash ist der Trailhead mit Parkplatz auch schon erreicht.
Der Slot Canyon entfaltet sich vom Parkplatz in westlicher Richtung. Und auch wenn die eigentliche Wanderung durch den Canyon recht kurz ist, lässt sie sich perfekt mit anderen gut sichtbaren Trails verbinden. Ich bin am Ende einen ca. 7 Kilometer langen Loop gelaufen, bei dem der Slot Canyon am Anfang stand.
Auch wenn der Abschnitt durch den Slot relativ kurz ist, wird der Canyon zwischendurch doch recht eng und die Wände sind auch gut hoch. Zwar ist “The Slot” jetzt mit mit dem Buckskin Gulch oder Little Wild Horse vergleichbar, aber eine tolle Wanderung und eine echt Empfehlung ist er trotzdem.
borrego springs
Über den kleinen Ort gibt es gar nicht zu viel zu erzählen. Er wirkt liebevoll verschlafen, bis auf die Wochenenden, an denen die Amerikaner von der Küste mit ihren ATVs über die Region "herfallen". Dann ist hier tatsächlich mal etwas los. Es gibt zwei kleine Supermärkte, einige Restaurants und Tankstellen und ein paar Übernachtungsmöglichkeiten und Campingplätze.
skulpturen
Gekommen, um die Natur zu erkunden… und gefunden habe ich Kunst. Genauer gesagt 130 Skulpturen aus Metall. Nördlich von Borrego Springs hat ein Künstler viele verschiedene Fabelwesen und sonstige Tiere, wie Dinos und Echsen geschaffen und in der Wüste verewigt. Fairerweise muss ich sagen: so 100% meins ist das nicht, aber irgendwie beeindruckend ist es schon. Im Besucherzentrum kannst du übrigens eine Karte bekommen, in der der alle Kunstwerke vermerkt sind - dann entgeht dir auch keins.
noch einmal wiederkommen?
Ich komme 1000%ig noch einmal zurück. Nicht nur, weil ich erst einen Bruchteil des Parks gesehen habe. Auch weil ich von der Ruhe und Gelassenheit inmitten wilder Wüste echt angetn war. Im Sommer wird es hier lauschig warm und gerne auch über 40°C. Als ich im Februar dort war, hat es nachts zwar gefrorern - tagüber hatte ich bestimmt 25°C und nur Sonnenschein. Wie so häufig hängt die optimale Reisezeit von dem ab, was du dort tun möchtest. Für mich gehen beide "extreme" sehr in Ordnung. Vielleicht schaffe ich es ja auch einmal zur Blüte-Zeit...